“ Sanitärversorgung in einer sich wandelnden Welt – Wir werden immer eine Toilette brauchen“
Toiletten sind unverzichtbar für Gesundheit, Würde des Menschen und Umweltschutz
„Mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung fehlt es immer noch an gundlegenden sanitären Einrichtungen. Das ist inakzeptabel – aus moralischer, wirtschaftlicher und gesundheitlicher Sicht.
Wir müssen sicherstellen, dass jeder überall zu sicheren und hygienische Sanitäreinrichtungen hat, die Privatsphäre und Würde bieten.“
Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, 2020
In diesem Jahr steht der Welttoilettentag unter dem Motto Sanitation in a changing world – We´ll always need the toilet. Die UN fordert, dass Abwasser- und Toilettensysteme zukunftssicher, klimaresilient und für alle Menschen zugänglich gemacht werden. Weltweit haben jedoch immer noch Milliarden Menschen keinen sicheren Zugang zu Sanitäranlagen. Daher wird dazu aufgerufen mehr zu investieren, innovative Lösungen zu fördern und sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird.
Dem kann sich Lars Strehse, Geschäftsführer der AGL GmbH nur anschließen „Die öffentliche Abwasserentsorgung und Behandlung ist Kernbestandteil der Sanitärversorgung und keine Selbstverständlichkeit. Stets muss in den Unterhalt und die Modernisierung der Anlagen investiert werden. Wichtig ist dabei auch, dass öffentliche Toiletten diskriminierungsfrei zugänglich und in ausreichendem Umfang vorhanden sind. Das ist auch wichtig für alle Diejenigen die keinen festen Arbeitsplatz haben, wie z.B. unserer Mitarbeiter*innen die stetig an wechselnden Einsatzorten im Stadtgebiet Lüneburgs unterwegs sind aber auch z.B. für Kurierfahrer*innen usw.. Ebenso wichtig ist es dass alle Sanitäranlagen auch barrierefrei sind.“
Während weltweit trotz erheblicher Anstrengungen und Investitionen in den vergangenen Jahrzehnten noch immer rund 3,5 Mrd. Menschen (Quelle: UNICEF 2024) keinen Zugang zu einer angemessenen Sanitärversorgung haben, sieht die Situation in Deutschland deutlich besser aus. Der Anschlussgrad der Bevölkerung an die öffentliche Kanalisation liegt mittlerweile bei 97,3 %, das Abwasser von 96,8 Prozent der Bevölkerung wird in zentralen Kläranlagen behandelt. Weitere 2,7 Prozent der Bevölkerung behandeln ihr Abwasser in Kleinkläranlagen. Die Entlastung der Gewässer von Nährstoffen, vor allem Phosphor und Stickstoff, ist gewaltig. Jährlich halten die deutschen Kläranlagen rund 315.000 Tonnen Stickstoff sowie knapp 50.000 Tonnen Phosphor zurück und schützen so die Flüsse und Seen sowie auch die Nord- und Ostsee vor Eutrophierung, einem übermäßigen Wachstum von Algen und Wasserpflanzen.
Dezentralisierung der Abwasserreinigung und sinnvolle Kreislaufwirtschaft als eine Lösung für das globale Problem ?
Die dezentrale Abwasserentsorgung, insbesondere durch Kleinkläranlagen, abflusslose Gruben und Anlagen zur sinnvollen Abwasseraufbereitung zur Wiederverwendung, gewinnt in vielen Regionen zunehmend an Bedeutung. Sie bietet eine Alternative zur zentralen Abwasserentsorgung, insbesondere in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte oder schwierigen topografischen Verhältnissen oder auch in ariden Regionen. Wertvolle Energie und auch Nährstoffe können, im Sinne einer Kreislaufwirtschaft, gewonnen werden.
Warum die Dezentralisierung der Abwasserreinigung das Problem lösen könnte ist gut in einem Erklärvideo des Bremen Overseas Research and Development Association, kurz BORDA e.V. dargestellt. BORDA e.V. unterstützt die Erstellung und Umsetzung von Entsorgungs- und Umsetzungsstandards für dezentrale Abwasser- und Fäkalschlammbehandlungsanlagen (DEWATS) weltweit.
hier gelangst Du zum Erklärvideo des BORDA e.V.
Ein Filmtipp
Der Regisseur Rubén Abruña hat sich mit seinem Film „HOLY SHIT“ auf eine investigative und unterhaltsame Suche durch 16 Städte auf vier Kontinenten gemacht und stellt sich den wichtigen Fragen:
Was geschieht mit der Nahrung, die wir verdauen, nachdem sie unseren Körper verlassen hat ?
Ist es Abfall, der weggeworfen wird, oder eine Ressource, die wiederverwendet werden kann ?
Er folgt der Fäkalienspur von den langen Pariser Abwasserkanälen bis zu einer riesigen Kläranlage in Chicago. Die vermeintliche, weltweit angewandte Lösung, die halbfesten Überreste der Kläranlage als Dünger zu verwenden, erweist sich als lebender Albtraum, denn sie enthalten Schwermetalle und giftige PFAS-Chemikalien.
Können Ausscheidungen für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden und die drohende Düngerknappheit lindern? Er trifft die Poop Pirates aus Uganda, die mit ihrer Arbeit und ihren Liedern den Menschen beibringen, wie sie Fäkalien in sicheren Dünger verwandeln können. Im ländlichen Schweden zeigt ihm ein Ingenieur eine Trockentoilette, die aus Urin Dünger herstellt. In Hamburg und Genf entdeckt er Wohnkomplexe mit dezentralen Kläranlagen, die nicht an die Kanalisation angeschlossen sind und aus menschlichen Exkrementen Strom und Dünger erzeugen. Am Ende findet der Regisseur Antworten auf Wiederverwendung menschlicher Fäkalien die erhöhen weltweit Ernährungssicherheit, Umweltschutz, Hygiene und Abschwächung des Klimawandels.
hier gelangst Du zum Film „HOLY SHIT“ – Sehenswert !
Sanitäreinrichtungen im öffentlichen Raum
Die Vereinten Nationen fordern einen angemessenen Zugang zu Sanitäreinrichtungen. In Deutschland und anderen europäischen Staaten ist dieser im privaten Bereich weitestgehend gegeben. Nachholbedarf sieht die EU aber im öffentlichen Raum. Die novellierte Kommunalabwasserrichtlinie fordert jetzt für alle Siedlungsgebiete mit mehr als 10.000 Einwohnern einen kostenlosen und insbesondere für Frauen sicheren Zugang zu Sanitäreinrichtungen im öffentlichen Raum. In allen Siedlungsgebieten mit 5.000 Einwohnern soll eine ausreichende Zahl von kostenlosen sanitären Einrichtungen in öffentlichen Gebäuden zur Verfügung stehen.
Wo in der Hansestadt Lüneburg öffentliche Toiletten zu finden sind und wo über die Initiative des Stadt-WC auch private Toiletten bei Bedarf genutzt werden können findest Du auf der „Toilettenkarte“ der Hansestadt Lüneburg.
hier kommst Du zur „Toilettenkarte“ der Hansestadt Lüneburg
UN-Welttoilettentag
Der Welttoilettentag wurde erstmals 2001 von der Welttoilettenorganisation ausgerufen. 2013 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen einstimmig den 19. November den Welttoilettentag als Welttag der Vereinten Nationen erklärt. Bereits seit 2010 ist der Zugang zur Sanitärversorgung ein von den Vereinten Nationen anerkanntes Menschenrecht, gleiches gilt für die Versorgung mit Trinkwasser. Sowohl Trinkwasserversorgung als auch Zugang zu Sanitärversorgung sind zugleich wesentliche Elemente der Ende 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten Sustainable Development Goals.